Version 00002, Stand 19. Oktober 2023

Gegangene Wanderung am 19. August 2023:

Döhle - Totengrund - Wilseder Berg - Wilsede - Döhle

Teilnehmer Kerstin Enders, Monika Marscheider, Andreas Scheer, Gabriele Scheer, Oliver Seeburger, Katrin Sundermeier
Laufrichtung im Uhrzeigersinn
Streckenlänge 21,9 km
Höhenunterschied 166 m (höchster Punkt) - 61 m (tiefster Punkt) = 105 m
GPS-Datei dXhle_X_totengrund_X_wilseder_berg_X_wilsede_X_dXhle.gpx

Die Lüneburger Heide ist groß. Sogar sehr groß. Sie erstreckt sich von kurz hinter Hamburg im Norden bis nach Celle im Süden. Der Hauptwanderweg, der durch sie hindurchführt, der Heidschnuckenweg, ist immerhin 222 km lang. Das schafft man nicht an einem Tag. Und so stellt sich die Frage: Wo fährt man denn hin, wenn man einen ganzen Tag Zeit hat, die Lüneburger Heide zu erwandern?

Das Internet listet eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten auf. Je nach Webseite so zwischen 10 und 30. Vieles davon klingt spannend und lohnt sicherlich einen Besuch, wie z.B. die Iserhatsche in Bispingen oder der Hundertwasser Bahnhof in Uelzen. Aber man will doch nicht wirklich in die Heide fahren, um sich Gebäude anzuschauen und seien sie noch so interessant. Von allen gelisteten Sehenswürdigkeiten bleiben meines Erachtens immer drei übrig, die wirklich für das stehen, was man mit der Heide verbindet. Und das sind der Totengrund, der Wilseder Berg und das Örtchen Wilsede. Und das Beste daran ist, dass alle drei fußläufig miteinander verbunden sind. Die Entscheidung ist gefallen. Genau da soll es hingehen.

Die Webseite der Lüneburger Heide empfiehlt die sogenannte „Traumschleife“, ein Rundkurs mit Start- und Zielpunkt in Undeloh, der alle drei Highlights miteinander verbindet. Die Länge ist mit 23,5 km angegeben. Das ist nahezu optimal. Auch der Name „Traumschleife“ macht Lust auf mehr. Allein der Startpunkt Undeloh gefällt mir nicht. Ich hätte lieber Döhle, weil ich von der Autobahn A7 angereist komme und da ist Döhle deutlich besser zu erreichen. Also bastel ich mir einen ähnlichen Rundkurs selber zurecht.

Ehrlich gesagt habe ich mir diese selbst gemachte Traumschleife schon vor einigen Jahren aus besagten Gründen zurecht gestrickt. Heute will ich sie nun zum dritten Mal gehen. Und weil sie so toll ist, habe ich meinem Wanderdreamteam vom 10. April dieses Jahres Bescheid gegeben, damit die auch in den Genuss kommen. Und auch, weil es für mich selber viel schöner ist mit guten Freunden unterwegs zu sein.

Noch ein Wort zum besten Wandertermin: Ja, die Heide ist zu jeder Jahreszeit schön, aber am Schönsten ist sie eben doch zur Heideblüte. Für die Heideblüte gibt es eine schnapszahlige Faustformel: Sie ist vom 08.08. bis zum 09.09. eines jeden Jahres. Rein theoretisch müssten wir am geplanten Termin ein prächtiges Lila vorfinden, doch dieses Jahr weiß man nicht so genau. Denn dieses Jahr spielt das Wetter verrückt. Es hat die letzten Tage viel zu viel geregnet. Und wie sich das auf die Heideblüte auswirkt? Nun ja, man wird sehen.

Nun, der 19. August ist da. Es ist 8:30 Uhr am Morgen. Meine Wandergefährten trudeln ein. Alle sind wieder dabei, bis auf einen, der Erkältungsbedingt absagen musste. Ich freue mich total, dass so viele gekommen sind. Wir verteilen uns auf zwei Autos und es geht los. Ursprünglich habe ich geplant Landstraße zu fahren, da an einem Samstag zur Urlaubszeit die Staugefahr auf der A7 exorbitant hoch ist. Landstraße dauert 2 ½ Stunden, Autobahn 2 Stunden. Noch ist kein Stau gemeldet und wir entscheiden uns für die Autobahn. Natürlich war das falsch. Wie befürchtet, eine Stunde später ruht der Verkehr. Ich wusste es! Na ja, wenigstens stehen wir nicht ganz. Sagen wir mal, es geht zähflüssig voran. Am Ende hat die Fahrt dann trotz Autobahn gleichfalls 2 ½ Stunden gebraucht. Aber es war ja irgendwie eingeplant. 11:00 Uhr stehen wir jedenfalls pünktlich auf dem Parkplatz am westlichen Ortsrand von Döhle. Donnerschlag, ist der voll. Wir bekommen einen der letzten Plätze. Aber immerhin, wir parken. Was wird uns wohl für ein Jubel Trubel in der Heide erwarten, bei so vielen Autos?

Abb. 1: Kurz vor Ortsausgang Döhle

Rituale sind doch was schönes. Wie so oft starten wir mit Kaffee und Kuchen aus dem Kofferraum heraus. Frisch gestärkt gehen wir in der Verlängerung des Zufahrtsträßchens zum Parkplatz aus dem Örtchen Döhle heraus. Wir passieren noch so circa 15 Häuser und stehen bei einer kleinen Brücke am Beginn der Döhler Heide. Wir biegen in den ersten Weg hinter der Brücke nach links ein. 500 m später passieren wir eine Schäferei und kurz dahinter stehen wir dann mitten in der Döhler Heide. Nun klärt sich auch das Rätsel um die Farbe der Heideblüte. Nun, es ist nicht so kräftig lila, wie ich mir erhofft hatte. Eher so ein bisschen farbloser, so braun-lila. Aber meine Mitwanderer sind trotzdem tief beeindruckt. Das merkt man daran, dass das Wandertempo wegen der vielen Fotografiererei rapide eingebrochen ist. Wiedereinmal befürchte ich heute nicht mehr anzukommen. Bei Kilometer 2,3 erreichen wir einen großen Wanderwegweiser. Der weist uns unseren Weg Richtung Totengrund nach Rechts. Und 200 m weiter sind wir aus der Döhler Heide raus. Wir tauchen in einen schönen Heidewald ein. Der Schatten hier tut uns gut. Wir merken, dass wir schon ganz schön durchgeschwitzt sind. Diesem Waldweg folgen wir ein gehöriges Stück immer geradeaus, bis wir an einer keinen Raststation auf der rechten Seite auf ein Asphaltsträßchen stoßen. Wir biegen nach links auf das Asphaltsträßchen ein, das wir aber alsbald wieder nach rechts verlassen. Hier muss man ein wenig aufpassen, dass man den Wegweiser zum Totengrund nicht übersieht.

Abb. 2: Heidekraut in der Döhler Heide

Wenn man nach rechts abgebogen ist, sind es nur noch wenige Meter und man hat den Totengrund erreicht. Unmittelbar vor dem Totengrund gehen wir den Wurzelpfad nach rechts bergan. Dieser Wurzelpfad wird uns nun entgegen dem Uhrzeigersinn, und immer an der Abrisskante entlang, aussichtsreich um den Totengrund herumführen. Aber bevor wir weitergehen, haben wir unsere Pausenbank erreicht. Meine Schritte dorthin beschleunigen sich, denn ich habe Angst, dass die zwei Bänke bereits besetzt sein könnten. In der Tat, sie sind besetzt. So ein Pech! Dennoch nehmen wir uns kurz Zeit, um unseren Blick über den Totengrund schweifen zu lassen. Heute recht unspektakulär. Weder ist er eingetaucht in das wunderbare Licht der Spätsommersonne, noch wabern mystische Nebel durch seine Wacholderbüsche. Und dennoch einfach schön. Wie wir so schauen, stehen die Bankbesetzer auf und gehen. Was für ein Glück! Sofort kapern wir die Bänke und picknicken ein wenig. Für den Traumblick über den Totengrund habe ich extra eine Flasche Rotwein mit Tischdecke (Geschirrspültuch) und echten Gläsern mitgebracht.

Eine gute halbe Stunde später gehen wir weiter. Ich stelle fest: Meine Angst wegen der Bank war unbegründet, denn es kommen noch zahlreiche weitere Bänke, alle mit phantastischem Blick über den Totengrund. Daran konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Wenn man dann halb um den Totengrund herum gegangen ist, erreicht man an der höchsten Stelle das große Aussichtsplateau. Daran konnte ich mich schon noch erinnern, aber da wollte ich bewusst nicht pausieren, denn dort sind immer zu viele Menschen. Dort ist es auch heute laut und hektisch. Aber die Aussicht ist großartig und wir genießen erneut den herrlichen Ausblick. Unter uns erspähen wir eine große Heidschnuckenherde. So wie ich das sehe, führt uns unser Weg gleich mitten durch. Die Heide fährt heute extra für uns ihre ganze Pracht auf.

Abb. 3: Inmitten von Heidschnucken

Wir steigen vom Aussichtsplateau hinab. Nehmen sogleich den Weg nach scharf links. Gehen in den Bergsattel hinein und an dessen Ende in den Waldrandpfad nach rechts. Ein Wegweiser weist uns hier den Weg Richtung Niederhaverbeck. Wenige Meter später sind wir mitten in der Herde. Völlig unbeeindruckt von den ganzen Wanderern weiden die Heidschnucken weiter. Links von uns ist nun Wald und rechts von uns Heide. Wir gehen so lange gerade aus weiter bis die Heidefläche zu unserer rechten zu Ende ist. An dieser Stelle gehen wir nach rechts. Hier ist der Weg nur noch ein Trampelpfad, doch schon 200 Meter weiter treffen wir wieder auf einen großen breiten Weg. Vorerst bleib es dabei: Links Wald und rechts Heide. Nocheinmal gute 400 Meter weiter weist uns erneut ein Wegweiser in Richtung Niederhaverbeck. Wir kurven verwinkelt nach links die Anhöhe hinauf. Danach geht es nur noch stur geradeaus. Wo der Weg endet biegen wir nach links auf den großen Zufahrtweg nach Niederhaverbeck ein und gehen so lange weiter, bis wir fast vor dem ersten Haus stehen. Dann 90° nach rechts. An Kartoffelfeldern (auch das ist eine Heidespezialität) entlang, bis wir im Tal auf eine größere Wegegabelung treffen und dort halblinks weiter und unmittelbar danach nach rechts zum Wilseder Berg abbiegen. Nun beginnt der Aufstieg. Zunächst ist die Landschaft noch bäuerlich mit Wiesen, Wald und Feldern. Wird aber schnell immer mehr zur Heide. Und schon bald gehen wir durch eine Landschaft, die soweit das Auge reicht nur von Heidekraut und Wacholderbüschen bedeckt ist. Es geht stetig bergan. Kurz darauf stehen wir oben auf dem Wilseder Berg. Hier oben gibt es einen kleinen Rundweg um die flache Bergkuppe und überall gibt es schöne Bänke zum Ausruhen. Viele andere Wanderer haben auch Decken mitgebracht und legen sich hier einfach auf die Wiese fast so wie im Freibad. Auch wir machen eine kurze Pause. Die ersten zweimal bin ich rechts herum, diesmal gehen wir links herum. Premiere! Dann folgt der Abstieg nach Wilsede.

Wilsede ist schnell erreicht. In diesem Ort, der nur aus wenigen Häusern besteht, ist die Zeit stehengeblieben. Man fühlt sich wie in einem Museum. Kurz hinter dem Ortseingang liegt links ein großer Hof, der nach Art eines Freilichtmuseums zu besichtigen ist. Wir verzichten heute darauf und gehen stattdessen nach halbrechts über die kleine Brücke, passieren zu unserer linken ein schönes Restaurant und steuern halbrechts auf die „Milchbar“ zu. Dort kehren wir ein.

Der Name „Milchbar“ passt gar nicht. Es handelt sich hierbei im ein schönes Selbstbedienungslokal mit nettem Biergarten, wo man ungezwungen und locker pausieren kann. Sehr empfehlenswert ist hier der Blaubeer Buchweizen Blechkuchen mit einem Pott Kaffee. Und auch die große Cola darf nicht fehlen, wegen der beginnenden Dehydrierung. Heute ist es schön, aber die letzten male war es noch besser. Aber die Wirtsleute können nichts dafür. Es sind lange Schlangen ungeduldiger Wanderer an der Kuchentheke und die Getränke können nicht so schnell gekühlt werden, wie sie weggekauft werden.

In Wilsede muss man sich entscheiden. Entweder man wandert auch das letzte Viertel der Wanderung zum Ausgangspunkt zurück oder man nimmt eines der Pferdefuhrwerke, die hinter der Milchbar auf zahlende Gäste warten, und fährt entspannt nach Döhle zurück. Wir sind zum Wandern gekommen, und deshalb stellt sich uns die Frage nicht wirklich. Wir gehen natürlich.

Abb. 4: Kotten zwischen Wilsede und Döhle

Zunächst folgen wir der Hauptstraße Richtung Döhle einen knappen Kilometer. Dann biegt der Wanderweg Richtung Undeloh nach links in die Heide hinein. Wiedereinmal sind wir mitten in herrlichster Heidelandschaft, aber ich muss gestehen, dass wir inzwischen so viel Heide gesehen haben, dass wir schon nicht mehr richtig aufnahmefähig sind. Dort, wo der Weg in Richtung Undeloh ein kleines Gatter passieren will, biegen wir davor nach rechts ab. Nun gehen wir noch etwa 800 m weiter geradeaus und dann macht unser Weg eine 90° Kurve nach rechts. Nach weiteren 800 m stehen wir dann wieder an der kleinen Brücke unweit vom Ortsausgang Döhle. Hier gehen wir nach links und folgen dem altbekannten Weg zum Parkplatz zurück.

Direkt am Parkplatz liegt das „Heide-Landhaus Döhle“. Heideromantik pur, so heißt der Slogan dieses schönen Gasthauses. Und das stimmt. Der Biergarten vor dem Haupteingang läd uns zum Verweilen ein. Ein Drittel der Tische ist belegt aber direkt am Eingang ist ein schöner großer Tisch für uns frei. Die Küche hat geöffnet, die Getränke sind gut gekühlt. Auch wenn mir nach dieser langen Wanderung wahrscheinlich alles gut geschmeckt hätte, versichere ich, es hat tatsächlich ausgezeichnet geschmeckt. Dieses Gasthaus ist heute mein persönliches Highlight auf dieser Wanderung.

So langsam kommen wir alle wieder zu Kräften. Als alles aufgegessen ist, fängt es noch ein wenig an zu regnen. Das stört uns schon nicht mehr. Die aufgespannten Sonnenschirme halten den meisten Regen ab. Es dämmert bereits ein wenig. Die Lampen zaubern ein warmes Licht. Die Gespräche könnten noch ewig so weitergehen. Aber irgendwann ist auch der schönste Wandertag vorbei. Wir zahlen und brechen auf.

In dieser sentimentalen Stimmung hilft mir immer die alte Fußballerweisheit: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Bis zum nächsten Mal meine lieben Wanderfreunde. Ich hoffe, ihr seid dann wieder dabei.

Oliver Seeburger, Schwalbenweg 13, 32609 Hüllhorst, Deutschland