Version 00003, Stand 22. April 2024

Gegangene Wanderung am 06. April 2024:

Linderhöfe - Dörentrup - Kleeberg - Steinberg - Linderhöfe

Teilnehmer Andreas Scheer, Gabriele Scheer, Oliver Seeburger, Katrin Sundermeier
Laufrichtung im Uhrzeigersinn
Streckenlänge 23,3 km
Höhenunterschied 396 m (höchster Punkt) - 137 m (tiefster Punkt) = 259 m
GPS-Datei linderhXfe_X_dXrentrup_X_kleeberg_X_steinberg_X_linderhXfe.gpx

Die heutige Tour wird irgendwie knarziger und ursprünglicher als die letzten Wanderungen. Das liegt zum einen am Wetter und zum anderen am Wandergebiet. Was das Wetter angeht, so waren die letzten Tage sehr regnerisch. Heute ist zwar eher ein warmer Sonnentag, aber es ist davon auszugehen, dass die Wege noch extrem matschig sind. Wahrscheinlich sind auch die Bänke am Wegesrand noch nass, dreckig und größtenteils unbrauchbar. Ebenso haben auch die Gasthäuser ihre Biergärten sicherlich noch geschlossen. Womit wir auch schon beim Wandergebiet wären, denn so wie ich das sehe, werden wir auf unserer heutigen Runde auf kein einziges Gasthaus stoßen, weil es hier einfach keines gibt. Will man es einmal positiv ausdrücken, so läßt sich sagen, dass es heute Natur pur gibt. Und ich hoffe, die ist so abwechslungsreich, dass man auf all das andere Brimborium getrost verzichten kann. Wir werden sehen.

Wir kommen von Bösingfeld aus nach Linderhöfe eingefahren. Achten Sie einmal darauf, direkt am Ortseingang auf der linken Seite gibt es einen Skilift. Wenn es denn die Winter zulassen, kann man in Linderhöfe noch dem alpinen Skisport frönen. 150 Meter später passieren wir, wieder links, das Hotel „Burg Sternberg“. Hier könnte man eventuell heute Abend noch schön Essen gehen. Kurz danach kommt eine Straßenkreuzung und direkt dahinter befindet sich rechts ein kleiner Wanderparkplatz. Hier stellen wir das Auto ab. Eigentlich darf man hier nur maximal drei Stunden parken, aber ich habe schon des öfteren auf diesem Parkplatz geparkt. Es waren immer deutlich mehr als drei Stunden und ich habe nie einen Strafmandat gekriegt. Man sollte dem zuständigen Ranger mal mitteilen, dass es Menschen gibt, die locker auch mal 5 Stunden unterwegs sein können. Aber ich glaube, das weiß der auch und deshalb ist er in der Strafverfolgung sehr milde.

Heute gibt es mal kein Kaffee und Kuchen zur Einstimmung am Auto, heute gehen wir direkt los. Hab ich schon erwähnt, dass es heute irgendwie rauer und härter zugehen wird? Ja, siehe oben.

Abb. 1: Burg Sternberg

Wir starten, indem wir die 10 Meter zur Straßenkreuzung zurück gehen und dann der Straße nach rechts folgen. Es geht einige Meter bergauf und oben, wo die Straße eine Linkskurve macht, geht unser Wanderweg nach halblinks unten in den Wald hinein. Doch der Waldweg währt nur kurz. Schon nach wenigen Metern haben wir den Parkplatz an der Burg Sternberg erreicht. Wir gehen über den Parkplatz hinweg und folgen der kleinen Rampe zur Burg hinauf.

Zunächst besichtigen wir die Burg. Um es mal mit Loriot zu sagen: Ich finde, früher war mal mehr Lametta. Früher gab es mal ein Kassenhäuschen, man musste Eintritt bezahlen, bekam eine Besichtigung geboten, es wurde das Brunnenspektakel (herabgelassene Kerze mit Gruselstory) aufgeführt, man konnte im Burgcafé einkehren oder sich die Musikaliensammlung ansehen. Heute gibt es von alledem nichts mehr. Man kann das noch haben, aber dann muss man eine ausgehängte Telefonnummer kontaktieren und vorher einen Termin vereinbaren. Wer macht das schon? Immerhin kann man heute frei zugänglich den schönen Innenhof bestaunen. Die Fahnen des Landesverband Lippe flattern lustig im hellen Sonnenschein und so ist es doch noch ganz schön hier.

Abb. 2: Stempelstelle des Extertalpfades

Unsere Tour ist noch lang. Wir sind ja gerade erst gestartet und deshalb müssen wir weiter. Auf der Rampe zur Burg führt ein kleines Treppchen nach rechts zu den Wanderwegen. Nach wenigen Metern teilt sich der Weg. Wir gehen scharf nach links und dann immer geradeaus durch lichten Laubwald hindurch bis unser Weg steil hinab auf einen Asphaltweg führt. Diesem Weg folgen wir bachabwärts, bis recht das erste Haus erscheint. Noch vor dem Haus führt unser Weg wieder scharf links in den Wald hinein und steigt solange an, bis eine kleine Straße erreicht ist. Wir überqueren die Straße und dort wo die große Wanderkarte steht, geht es weiter bergan.

Vor uns liegt der Habichtsberg. Der Gipfelanstieg sieht sehr steil aus. Aber unsere Furcht ist unbegründet. Kurz bevor es richtig steil wird biegen wir links ab. Auf diesem Weg umrunden wir den Habichtsberg zur Hälfte. Dann, hinter dem Habichtsberg mündet der Weg auf einen anderen. Wir steigen rechts in den Bergsattel hinein und gehen oben, an der großen Wegspinne nach links. Nun kommt eine langgezogene Rechtskurve gefolgt von einer langgezogenen Linkskurve und dahinter biegen wir 90° nach rechts ein wenig bergab in einen Waldpfad hinein. Am Ende des Wegs nach rechts und 50 Meter später nach links. Hier erreichen wir die ersten Häuser von Dörentrup.

Abb. 3: Am Dörentruper Dorfteich Pottkuhle

Das erste Haus rechts war mal ein Hotel bzw. Restaurant. Die Schilder hängen noch, auch der Biergarten lässt sich noch erahnen, aber der Betrieb ist sicherlich schon seit Jahren eingestellt. Wir folgen dem Asphaltsträßchen bergabwärts überqueren einen kleinen Bachlauf und kurz vor den Tennisplätzen gehen wir links in einen neu angelegten Weg hinein, der uns zum Dörentruper Dorfteich mit dem Namen „Pottkuhle“ führt. Hier ist alles neu angelegt und hier machen wir eine erste kurze Rast auf einer Bank direkt am Spielplatz. Wären wir noch einige Meter weitergegangen, hätten wir auch auf noch schöneren Bänken direkt am Wasser Platz nehmen können. Aber das weiß man ja vorher nie.

So, nun geht es weiter. Wir gehen an das andere Ende des kleinen Sees. Und von dort zu der Hauptstraße von Dörentrup. Ihr folgen wir nach links. Wir passieren ein Café im Stil der 70er Jahre. Es ist natürlich ebenfalls stillgelegt und befindet sich wohl schon sehr lange im Dornröschenschlaf. Dann endet die Hauptstraße an der Straße, die von Neuenkamp nach Hillentrup führt. Wir überqueren sie und setzen unseren Weg geradeaus an dem Kriegerdenkmal vorbei fort. 30 Meter weiter scharf nach rechts, dann zwischen Waldrand und Feld vorbei. Unser Weg taucht in den Buchenwald ein, steigt kurz an und endet erneut auf einem großen Waldweg. Wir gehen nach links leicht bergab. Der nächste Weg der nun nach rechts abbiegt, ist wieder ein großer Hauptwanderweg. Es ist der „Weg der Blicke“. Ihm folgen wir jetzt für eine lange Zeit.

Zunächst meint man, der Name „Weg der Blicke“ ist schlecht gewählt, denn unser Weg bleib nun für eine lange Zeit mitten im Hochwald. Er senkt sich durch zwei Kerbtäler in großen Bögen mäandernd in das Tal der Maibolte hinab. Dort unten folgt er dem Flüsschen eine lange Zeit. Es geht flussaufwärts, wobei der Fluss zunächst links von uns fließt. Später kommen wir an einen kleinen Steinbruch und dahinter wechseln wir, ein wenig versteckt, die Flussseite. Den Fluss nunmehr zu unserer rechten gehen wir nun so lange weiter bis wir eine steinerne Schutzhütte mit Trafohäuschen erreichen. Irgend ein Witzbold hat zwei Cannabispflanzen auf die Fassade gemalt. Entweder ist hier ein Kiffertreff oder es handelt sich um ein politisches Statement zur kürzlich erfolgten Legalisierung. Wie dem auch sei, hier verlassen wir den „Weg der Blicke“, der hier nach links abbiegt, bzw. kürzen wir ihn ab.

Wir folgen weiter der Maibolte, die allerdings nur noch wenige Meter neben uns fließt, denn nunmehr ist ihr Quellgebiet erreicht. Unser Weg geht nun stetig bergauf und ist heute extrem matschig. Irgendwann erreichen wir wieder eine Landstraße und der folgen wir nach links hinauf in die Siedlung „Homeien“. Wir durchqueren sie und 150 Meter hinter dem Ortsausgang gehen wir zu den Windrädern auf den Kleeberg hinauf. Hier oben treffen wir erneut auf den „Weg der Blicke“ und hier nun trägt er seinen Namen zurecht. Um uns herum unendliche Weite. Hier wollte ich gerne eine längere Pause einlegen, aber das machen wir besser nicht, denn es ist zwar sonnig, aber auch ziemlich zugig. Und weil der Wind tüchtig bläst, machen die Windräder auch einen gehörigen Lärm. Also gehen wir weiter, an einem Modellflugplatz vorbei, sodann an einem Infohäuschen zum Thema Windenergie. Kurz darauf Obacht: Mitten auf der Wiese biegt der Weg 90° rechts ab und 100 Meter später 90° nach links. Nun verstummt langsam auch das Surren der Windräder.

An einem Handymasten habe ich nun endlich unsere Pausenbank gefunden. Sonnig, etwas geschützt, aber dennoch mit toller Aussicht. Hier stehen auch drei Generationen von Bänken direkt nebeneinander: ganz alt, mit reichlich Moos drauf, mittelalt und jung. Na ja, jung ist relativ, aus den 70er Jahren schätze ich. Hier packen wir unsere Vorräte aus: Dosenbier, Schnitzelchen und Frikadellen. Dazu Senf. Es schmeckt sehr gut. Daran merkt man, dass wir doch schon sehr abgekämpft sind. Eigentlich war diese Rast auch viel zu spät, denn inzwischen sind schon etwas mehr als 2/3 der Strecke geschafft.

Irgendwann wird uns dann doch zu kalt und wir brechen auf. Weiter bis zur nächsten Landstraße. Dort nach links und 100 Meter später nach rechts hinein auf einen Bauernhof zuhaltend. Dann um den Bauernhof herum. In einer Wiese verliert sich der Weg dann nahezu. Aber am Ende der Wiese erreichen wir einen neuen befestigten Weg. Hier nach links weiter und auf den Gebirgszug hinauf. Wenn man fast oben ist, nach rechts auf den Kammweg einbiegen und diesem bis auf den Gipfel des Steinberges folgen.

Abb. 4: Gipfel des Steinbergs

Unser nächstes Highlight ist erreicht. Der Steinberg hat etwas von einem „Lost Place“. Von 1963 bis 1992 war hier eine Raketen- und Radarstation. Seit 1998 wird er vom NABU Lippe renaturiert. Die Gipfelkuppe ist künstlich aufgeschüttet, weshalb die Rundumsicht phantastisch ist und die großen Felsblöcke, die die Kuppe umsäumen, eignen sich gut für eine letzte Rast. Ich hab noch einige Döschen Cola im Rucksack und der Zuckerschub bringt mich wieder nach vorne.

Auf der anderen Gipfelseite steigen wir hinab. Unten kurze rechts/links Kombination. Dann an sorgsam aufgeschichteten Wurzelholz vorbei und kurz drauf eine kleine Allee links hinab. Am Ende der Allee rechts den schönen Wiesenweg nehmen. 500 Meter später ist das erste Wohnhaus erreicht. Dieses rechts auf dem kleinem Matschpfad 1/3 umkurven. Gleich darauf rechts in den Wald hinein und sofort wieder links. Dieser Weg bringt uns im weiteren Verlauf zu einer Schutzhütte auf einen Bergsattel. Auf der anderen Bergseite links haltend, kommen wir alsdann direkt zu unserem Parkplatz zurück.

Da steht doch tatsächlich der Ranger auf dem Parkplatz und unterhält sich mit einer anderen Wandertruppe. Einen Strafzettel habe ich aber nicht am Auto kleben. Auch bin ich zu feige, ihn auf die Verlängerung der Parkdauer anzusprechen. Aber ich glaube in seinen Augen sehen zu können, dass er sich darüber freut, dass es noch Menschen wie uns gibt, die sich respektvoll im Umgang mit der Natur an der Natur erfreuen können. Es war wider einmal ein herrlicher Wandertag, wenn auch ein bisschen rauer und knarziger als sonst.

Ach ja, im Hotel „Burg Sternberg“ sind wir nicht mehr Essen gegangen. Es war ein wenig zu früh und wir waren nach diesen 23,3 km so erschöpft, dass wir einen erfrischenden Eisbecher und einen Cappuccino in Bösingfeld vorgezogen haben. Die Eisdiele heißt „Eiscafé Piccoli“. Sehr zu empfehlen. Nein, ich kenne dort niemanden und ich bekomme auch nichts dafür, mir hat es einfach so sehr gut gefallen. Nach so einer Tour auch nicht verwunderlich.

Oliver Seeburger, Schwalbenweg 13, 32609 Hüllhorst, Deutschland