Version 004, Stand 13. Juni 2012

Gegangene Wanderung am 14. April 2012:

Wittekindsweg südliche und nördliche Variante

Teilnehmer Stefan Riemer und Oliver Seeburger
Laufrichtung im Uhrzeigersinn
Streckenlänge 26,0 km
Höhenunterschied 275 m (höchster Punkt) - 69 m (tiefster Punkt) = 206 m
GPS-Datei wittekindsweg_sXdliche_und_nXrdliche_variante.gpx

Glösinghausen ist ein Ortsteil von Bad Holzhausen. Es besteht nur aus einer Handvoll Häusern. Außer der Durchgangsstraße – oder sollte man besser sagen dem Durchgangsweg – gibt es noch eine Sackgasse, an deren Ende ein Wanderparkplatz am Waldrand liegt. Dieser Wanderparkplatz ist der Ausgangspunkt für unsere heutige Tour. Ich habe Glösinghausen aus ganz pragmatischen Gründen als Startpunkt gewählt. Es liegt am nächsten an meinem Zuhause und ist deshalb für mich bequem zu erreichen. Auch hat Glösinghausen den Vorteil, daß es im Tal liegt. Dadurch beginne ich die Tour mit einem kurzen und knackigen Anstieg, wenn ich noch frisch bin, und am Ende, wenn die Kräfte schwinden, habe ich einen schönen sanften Abstieg. Das ist nicht so demoralisierend als wenn man irgendwo auf dem Berg beginnt (was auch möglich wäre z.B. beim Forsthaus Limberg oder auf der Kahlen Wart). Glösinghausen, das will ich hier nicht verschweigen, hat aber auch einen ganz entscheidenden Nachteil, und der betrifft die Einkehrmöglichkeiten. Bei diesem Startpunkt erreicht man das einzige Gasthaus auf der Strecke erst ganz zum Schluß und dann hat man meist keine Lust mehr zur Rast. Wenn man jedoch alternativ in Barkhausen beginnt, dann kann man ziemlich genau zur Halbzeit einkehren. Wie dem auch sei, wir starten heute in Glösinghausen.

Heute wollen wir ausschließlich auf dem Wittekindsweg wandern. Zwar ist der Wittekindsweg eigentlich eine Streckenwanderung. Er führt von Porta Westfalica mitten über das Wiehengebirge bis nach Osnabrück. Allerdings gibt es zwischen Bad Holzhausen im Osten und Barkhausen im Westen zwei Varianten des Wittekindsweges, die sich hervorragend zu einer Rundtour verknüpfen lassen. Die südlich verlaufende Variante ist eigentlich gar keine Variante, denn dies ist der Verlauf des Originalweges. Entsprechend ist dieses Teilstück mit der bekannten rot weißen Markierung ausgezeichnet. Eine echte Variante aber ist die nördliche verlaufende Etappe. Der Variantencharakter zeigt sich analog auch im Wegweiser. Hier ist der rote Balken genau wie bei der Originalmarkierung, der weiße Balken jedoch ist zusätzlich noch einmal rot durchbrochen.

Nun denn, jetzt gehts los. Vom Wanderparkplatz führt uns unser Weg auf der linken Bachseite in den Wald hinein. Nach wenigen Metern, wo der Bach zu einem kleinen Teich aufgestaut ist, wechseln wir die Bachseite und gehen nun rechts vom Teich weiter bergauf. Nach weiteren 250 Metern verlassen wir den bequemen Holzabfurweg und wenden uns nach rechts um quer durch die Botanik auf direkter Linie zum Kammweg aufzusteigen. Dies ist der Originalverlauf des Wittekindwegs, er verliert sich jedoch zusehends mehr im Gestrüpp und ich vermute, daß demnächst die Streckenführung geändert wird. Man kann den Kammweg nämlich auch erreichen, wenn man auf den befestigten Wegen bleibt, nur vielleicht nicht so schön. Wenn wir auf dem Wiehengebirgskamm angekommen sind haben wir die navigationstechnisch gesehen größte Herausforderung gemeistert. Der Rest ist gut ausgeschildert und leicht zu finden.

Abb. 1: Bismarkturm am Nonnenstein

Wir biegen nun nach rechts auf den Kammweg ein und haben nun erstmals die südlich Originalstrecke des Wittekindsweges unter den Füßen. Jetzt geht es gut voran. Später senkt sich der Weg zur „neuen Mühle“ herab. Hier überqueren wir erst die Bahngeleise, gehen durch eine kleine Wohnsiedlung und queren kurz darauf die Landstraße. Hinter der Landstraße taucht der Weg dann wieder in den Wald ein. Es geht nun wieder für längere Zeit, bis zu unserem ersten Etappenziel, bergan. Dieses Etappenziel ist der Bismarkturm und der Nonnenstein hier gibt es einige Tische und Bänke, die sich gut für eine Rast eignen. Wir essen ein belegtes Brötchen und gönnen uns ein kleines „Barre“-Bier dazu. So gestärkt besteigen wir den Aussichtsturm Nonnenstein und müssen leider feststellen, daß es sich nicht lohnt, da die erhoffte Aussicht von den Baumwipfeln doch arg verstellt ist.

Kurz danach führt unser Weg an schönen Klippen vorbei. In der Nähe des grünen Sees (an dem man allerdings nicht direkt vorbeikommt) überqueren wir erneut eine kleine Landstraße. Nun passieren wir eine Jugendherberge und direkt bei der Jugendherberge an der Schutzhütte führt unser Weg rechts in den Wald hinein und es geht wieder steil bergan. Oben angekommen überqueren wir auf schnurgerader Linie den großen und den kleinen Kellenberg. Und dann haben wir schon das nächste Highlight unserer Tour erreicht, wir sind am Naturdenkmal Saurierfährten angekommen.

Abb. 2: Bei den Saurierspuren

Von einer Überdachung geschützt, kann man hier die Fußabdrücke mehrerer Saurier betrachten. Man wird Zeuge des prähistorischen Kampfes zweier Saurierarten, eines gewaltigen Pflanzenfressers und eines fleischfressenden Raubsauriers, der den Pflanzenfresser vermutlich auf seinem Speiseplan hatte. Aber hier geht schon die Phantasie mit uns durch, denn vieleicht gab es diesen Kampf auch gar nicht und die Wege der zwei Sauriergattungen haben sich hier nur mit gewissem zeitlichen Abstand gekreuzt. Dennoch wird hier alles sehr schön in Szene gesetzt, wozu auch die lebensechten Nachbildungen der Saurier beitragen. Auf jeden Fall lohnt es sich, die schönen Schautafeln einmal genauer zu studieren. Wir haben uns zwar alles genau angeschaut, eine Pause machen wir hier aber nicht, dazu ist es hier zu feucht und schattig. Die Pause kommt erst gleich.

Abb. 3: Die Varianten des Wittekindweges

Nun ist es nur noch ein kleines Stück und wir sind unmittelbar vor Barkhausen. Hier endet die südliche Variante und wir gehen ab nun den Rest der Runde auf der nördlichen Variante des Wittekindwegs weiter. Das Schild zeigt uns den Weg. Bei diesem Wegweiser führt uns der Weg hinunter zu einem Bach, wir überqueren den Bach und bei einem Autohändler erreichen wir die Durchgangsstraße von Barkhausen. Sie, der Sie diese Wanderung nachwandern: Gehen Sie nicht voreilig schnell an diesem Autohändler vorbei, ansonsten verpassen Sie ein weiteres Highlight dieser Tour. Der Autohändler hat nämlich ein Faible für historische Maserati Automobile und dankenswerterweise hat er eine stattliche Anzahl davon in seinen Schaufenstern ausgestellt. Also: Gucken und staunen.

Sodann geht es an der Kirche vorbei, quer durch den kleinen Ort und am Ortsausgang wiedereinmal bergauf. Wenn man dann den Waldesrand erreicht, bietet sich erneut Gelegenheit zur Rast. Wir haben uns auf die Bank, die 30 Meter rechts von unserem Weg liegt, gesetzt, haben uns herrlich von der Sonne bescheinen lassen und unsere restlichen Vorräte vertilgt.

Abb. 4: Der Wiehengebirgsturm

Donnerschlag, die Uhr zeigt schon 14:00 Uhr. Nun müssen wir aber weiter. Erneut folgt eine schöne ruhige Waldetappe, so richtig zum Genießen. Ein Stunde später stehen wir vor dem Wiehengbirgsturm, einem Aussichtsturm, der von mir nur Bongosi-Turm genannt wird, weil er aus dem Holz des Bongosi-Baumes errichtet wurde. Natürlich ist auch dieser Turm nicht hoch genug, um die umstehenden Bäume zu überragen. Aber hier wurde Abhilfe geschaffen, indem ein luftiger Stahlaufsatz den Turm aufstockt, das sorgt für Aussicht und für ein wenig Nervenkitzel bei zartbesaiteten Naturen. Wir sind nicht zartbesaitet, aber wir gehen dennoch nicht hinauf. Inzwischen spüren wir schon unsere Füße und wir wollen unsere Kräfte schonen. Ich kenne den Turm auch schon von früheren Wanderungen. Dem Leser empfehle ich aber: Auf jeden Fall hochgehen, dieser Turm lohnt sich wirklich.

Auf halben Weg zum Limberg steht normalerweise eine schöne Bank mit herrlicher Aussicht auf den Ort Börninghausen. Zu meiner großen Überraschung stelle ich fest, daß diese Bank durch ein super bequemes Waldsofa – so eins, wie man sie auch auf dem Rothaarsteig findet – ersetzt wurde. Na, da setzen wir uns doch selbstverständlich nochmal hin.

Jetzt müssen wir aber weiter. Etwa zwei Kilometer weiter erreichen wir den Limberg. Hier schauen wir uns die gleichnamige Burgruine an. Auch hier sind wieder informative Schautafeln aufgestellt. Erwähnenswert ist auch die steinalte Gerichtslinde. Und dann stehen wir vor dem schon erwähnten einzigen Gasthaus auf dem Weg, dem Forsthaus Limberg. Genau wie ich heute Morgen schon vermutete, habe ich jetzt keine Lust mehr einzukehren. Beim nächsten Mal vielleicht. Also weiter.

Der Weg senkt sich nun talwärts Richtung Holzhausen. Wo wir auf die Staße treffen, folgen wir dieser einige Meter nach rechts und da, wo ein mannshohes Christuskreuz steht, halten wir uns links und gehen auf dem Asphaltsträßchen mitten durch das Rittergut Crollage hindurch. Nun noch einmal die Eisenbahnschienen queren, direkt dahinter nach links, den Fischteich rechts liegen lassen, weiter bis zum nächsten Asphaltsträßchen und dieser Straße nach rechts folgen bis wir wieder in Glösinghausen sind. Habe ich nicht gesagt Glösinghausen sei klein? Jetzt auf den letzten Metern zieht es sich doch ganz schön. Aber da, da endlich ist der Wanderparkpatz und mein Auto steht auch noch an seinem Platz. Uff, geschafft! Wir sind erschöpft, aber glücklich. Was will man mehr?

Oliver Seeburger, Schwalbenweg 13, 32609 Hüllhorst, Deutschland